Team Amani beim Atlas Mountain Race

Words by Geoffrey Langat and Kenneth Karaya Mungai
Pic by Ariel Wojciechowski and Nils Laengner

Das Atlas Mountain Race ist das renommierteste Ultra-Langstreckenrennen Nordafrikas und bietet sowohl Einzelfahrern als auch Teams die Möglichkeit, ihre Leidens- und Leistungsfähigkeit in der rauen Landschaft Zentralmarokkos auf die Probe zu stellen. Im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Team Amani-Kapitän Sule Kangangi haben sich seine beiden Teamkollegen Geoffrey Langat und Kenneth Karaya Mungai entschieden, an der diesjährigen Ausgabe des Rennens teilzunehmen, und zwar kurzfristig und mit wenig Vorbereitung - und im Falle von Karaya sogar ohne jegliche Erfahrung im Ultra-Rennsport.

“Ich bin für mein Visum zur Botschaft gerast und habe es in letzter Minute bekommen", erklärt Kenneth, "zudem sollte es mein erster Ultra-Wettkampf sein, daher war ich auf die Ratschläge anderer angewiesen und habe mir YouTube-Videos angesehen”.

Für Geoffrey war klar: “Es ist verdammt schwer, sich auf ein mehrtägiges Rennen mit über 23.000 Höhenmetern auf einem beladenen Fahrrad vorzubereiten, alleine daran zu denken macht die Sache nicht einfacher. Ich musste alle Aspekte berücksichtigen: Wetter, Essen, Zeit, Erholung, Kleidung und Schlaf ebenso wie alle anderen grundlegenden Bestandteile des Ultra-Ausdauerradfahrens. Das war wirklich beängstigend, sogar in meiner Vorstellung, aber schlussendlich muss man eine Entscheidung treffen: es angehen oder es bleiben lassen!” Zusätzlich zu den Herausforderungen, die Geoffrey zu bewältigen hatte, kam eine Verletzung hinzu, die er sich Anfang des Sommers zugezogen hatte und von der er sich immer noch nicht erholt hatte, als er mit dem Training für Marokko beginnen wollte.

Ich habe mit meinem Trainer gesprochen und er war nicht gerade zuversichtlich, dass ich es wagen sollte, da ich mich immer noch von einem Teilbruch des rechten oberen Teils meines Beckens erhole, den ich mir bei einem Sturz auf der zweiten Etappe des Migration Gravel Race im Juni zugezogen hatte. Trotz all dieser Unwegsamkeiten begann ich mein Training, indem ich meine Ausdauer trainierte, Gewichte stemmte und Nachtfahrten unternahm, um meinen Körper und meinen Geist auf die bevorstehende Aufgabe vorzubereiten”.

In Anbetracht ihrer jeweiligen Situation und der Herausforderung des bevorstehenden Rennens setzten sich die beiden realistische Ziele für das Event. Oder wie Geoffrey es ausdrückt: “Ich war fest entschlossen, dass ich, egal wie groß die Strapazen sein würden, nicht aus dem Rennen aussteigen würde. Zudem hatte ich mir das Ziel gesetzt, auf dem Podium zu landen - und falls das nicht möglich sein sollte, wollte ich es unter die ersten zehn schaffen”.

Da es Kenneths erstes Ultrarennen war, ging es ihm vor allem darum, seine Fähigkeiten zu verbessern.

Das Ziel des Rennens war einfach: so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln und dabei Spaß zu haben”.

Die Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln, bot sich schon früh, denn vom ersten Tag an stellten sich den beiden verschiedene Hindernisse in den Weg. “Eine große Herausforderung, die wir nicht erwartet hatten, war der lose Schotter auf den steilen Anstiegen", erklärt Geoffrey. "Wir waren gezwungen, unsere Räder zu schieben, anstatt uns zu verausgaben und dennoch nicht einmal 5 km/h zu fahren”.

Hinzu kamen starke Regenfälle, unerwartete Flussdurchquerungen, Magenprobleme und natürlich Schlafmangel. “Ich erinnere mich noch genau an die erste Nacht, in der wir bis 2 Uhr morgens unterwegs waren und keinen Platz zum Schlafen finden konnten” erinnert sich Geoffrey. “Schließlich fanden wir ein paar Entwässerungskanäle am Straßenrand, und ich sagte zu Ken: 'Mann, ich fahre hier nicht weiter. Ich muss schlafen.' Wir waren uns einig, lehnten unsere Fahrräder gegen die Rohre, und waren wenige Sekunden später in selbigen verschwunden um zu versuchen, ein Stündchen zu schlafen”.

“Leider entpuppte dies sich als regelrechter Albtraum. Nur kurze Zeit später kam ein starker Wind auf und es begann zu regnen, so dass wir keine andere Wahl hatten, als weiter in die Pedale zu treten. Wir fuhren immer weiter in die Dunkelheit hinein und erst kurz vor Sonnenaufgang fanden wir ein paar Geschäfte, wo wir uns für eine weitere Stunde hinlegten. Dann führte uns unsere Reise weiter - in einen hochwasserführenden Fluss. Die Erinnerungen an das Atlas Race sind wirklich unvergesslich”.

In schwierigen Zeiten wie diesen, ist es natürlich umso wertvoller, wenn man einen Partner hat, auf den man sich verlassen kann.

“Da es mein erster Ultra-Wettkampf war, half mir mein Partner dabei, bestimmte Entscheidungen zu treffen, während wir uns unterwegs die ganze Zeit gegenseitig zur Seite standen”, sagt Kenneth, und Geoffrey fügt hinzu:

Zwei sind besser als einer, wie das alte Sprichwort sagt. Und dennoch, das Atlas-Rennen als Team zu zweit zu bestreiten, war nicht immer einfach, aber wenn ich zum Beispiel aufgrund von Müdigkeit an Konzentration verlor, motivierte mich mein Partner, weiter zu machen”.

Gemeinsam kämpften sie 4 Tage, 11 Stunden und 0 Minuten lang, um das Ziel in Agadir zu erreichen, fast 1.200 Kilometer vom ursprünglichen Startpunkt entfernt. Damit haben Geoffrey und Kenneth nicht nur ihr ursprüngliches Ziel erreicht, sondern konnten sich auch den ersten Platz in der Teamwertung beim diesjährigen Atlas Mountain Race sichern.

Auf die Frage, was sie beim nächsten Mal anders machen würden, sind sich beide Fahrer einig: mehr Essen und Mountainbikes.

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